Es gibt eine Vielzahl an möglichen Krankheiten für Hunde und für einige davon auch eine Impfung.
Aber gegen welche Krankheiten macht eine Impfung wirklich Sinn und in welchem Rhythmus sollten diese vorgenommen werden?
Staupe
Erreger:
Canines Distempervirus
Übertragung:
im Mutterleib; direkte Übertragung durch Tröpfcheninfektion; Übertragung neben Hunden auch durch Marder, Füchse; indirekte Übertragung mit Händen, Kleidung, Schuhen und Futternäpfen
Symptome:
Fieber, Inappetenz, Zahnschmelzdefekte; Atemwege: wässriger oder eitriger Augen- und Nasenausfluss, Husten, Niesen, Atemnot; Magen-Darm: Erbrechen, Durchfall; Haut: übermäßige Verhornung der Ballen und des Nasenspiegels; Gehirn: Bewusstseinsstörungen, Aggressivität, Krämpfe, Lähmungen
Diagnose:
Erregernachweis im Bindehautabstrich, Nasentupfer, Rektalabstrich oder Zellen im Urinsediment
Therapie:
symptomatisch, Antibiose gegen bakterielle Sekundärinfektionen
Impfempfehlung:
alle Hunde sollten geimpft werden, da ungeimpfte Hunde lebensgefährlich erkranken
„immunologischen Lücke“ (siehe Parvovirose)
Hepatitis contagiosa canis
Erreger:
Canines Adenovirus-1
Übertragung:
Erregerausscheidung mit Harn, Kot, Nasensekret; orale Aufnahme von Ausscheidungen oder mit Ausscheidungen verunreinigtem Futter
Symptome:
Fieber, Apathie, Inappetenz, Erbrechen, Durchfall, Bauchschmerzen, gelbe Schleimhäute
Diagnose:
Erregernachweis im Urin
Therapie:
symptomatisch
Impfempfehlung:
alle Hunde sollten geimpft werden, da ungeimpfte Hunde lebensgefährlich erkranken
„immunologischen Lücke“ (siehe Parvovirose)
Parvovirose
Erreger:
Canines Parvovirus
Übertragung:
Erregerausscheidung mit dem Kot, Infektion durch Aufnahme von infiziertem Kot, indirekte Übertragung durch Futter, Hände, Kleidung, Schuhwerk
Symptome:
Fieber oder Untertemperatur, Erbrechen, wässriger und blutiger Durchfall, Austrocknung
Diagnose:
Erregernachweis im Kot
Therapie:
Infusionstherapie, Antibiose gegen bakterielle Sekundärerreger, parenterale Ernährung
Impfempfehlung:
Alle Hunde sollten geimpft werden, da ungeimpfte Hunde lebensgefährlich erkranken.
Unter der „immunologischen Lücke“ wird ein Zeitraum verstanden, der beginnt, wenn die über die Muttermilch übertragenen maternalen Antikörper nicht mehr ausreichend vorhanden sind und andererseits noch keine ausreichenden Antikörper nach einer Impfung gebildet werden. Mit einer frühen Impfung im Alter von 6 Wochen wird versucht, diese immunologische Lücke möglichst kurz zu halten. Das Risiko einer Infektion während der „immunologischen Lücke“ muss individuell abgeschätzt werden.
Die maternalen Antikörper beeinträchtigen aber auch die Ausbildung eines Impfschutzes.
Im Allgemeinen sind im Alter von 8 Wochen die maternalen Antikörper so weit abgebaut, dass bei einer Impfung mit einer Auffrischung nach 4 Wochen ein guter Impfschutz aufgebaut wird.
Bei einigen Welpen sind im Alter von 12 Wochen die Titer an maternalen Antikörpern noch derart hoch, dass kein guter Impfschutz ausgebildet wird. Eine dritte Impfung im Alter von 16 Wochen schützt auch diese Tiere.
Zwingerhusten
Erreger:
maßgebliche Erreger: Canines Parainfluenzavirus-2, Canines Adenovirus-2, Bordetella bronchiseptica;
untergeordnete Erreger: Canines Herpesvirus, Canines Reovirus, Influenzaviren, Mykoplasmen
Übertragung:
Tröpfcheninfektion
Symptome:
Fieber, trockener Husten, Niesen, Augenausfluss, Atemnot
Diagnose:
Erregernachweis aus Nasen- oder Rachenabstrich
Therapie:
Schleimlöser, Hustenstiller, Antibiose
Impfempfehlung:
Ein Impfschutz gegen Canines Adenovirus-2 wird über die Impfung gegen Hepatitis contagiosa canis erreicht. Eine Impfung gegen Parainfluenza und Bordetella bronchiseptica über die Nase wird empfohlen bei Hunden mit viel Kontakt zu Artgenossen, wie Besuch von Welpengruppen, Hundeschulen, Tierpensionen; in Zuchten, Tierheimen und Zwingern mit Zwingerhustenproblematik. Dies trifft nahezu auf alle Hunde zu. Die Impfung bewirkt eine Abschwächung der klinischen Symptomatik, bietet aber keinen vollständigen Schutz.
Leptospirose
Erreger:
Leptospira interrogans sensu lato, schraubenförmiges, Bakterium, verschiedene Serovare
Übertragung:
im Mutterleib, beim Deckakt, durch Biss, Erregerausscheidung von Nagern mit dem Harn, Aufnahme von verunreinigtem Wasser, Futter, über Hautverletzungen; Übertragung auf den Menschen über Schleimhäute und Hautverletzungen möglich
Symptome:
Fieber, Apathie, Inappetenz, Bauchschmerzen, Erbrechen, gelbe Schleimhäute, Husten, Atemnot, vermehrte Wasseraufnahme, vermehrter Harnabsatz
Diagnose:
Antikörpernachweis im Blut, Erregernachweis im Blut oder Urin
Therapie:
Antibiose, Infusionstherapie
Impfempfehlung:
Alle Hunde sollten geimpft werden, da ungeimpfte Hunde lebensgefährlich erkranken und die Erkrankung auf den Menschen übertragbar ist. Es sollte ein Impfstoff verwendet werden, der die Serovare Canicola, Icterohaemorragiae, Grippotyphosa und Australis/Bratislava abdeckt.
Tollwut
Erreger:
Lyssa-Virus
Übertragung:
durch Biss eines an Tollwut erkrankten Tieres, durch Speichel tollwutkranker Tiere, der in Wunden oder auf Schleimhäute gerät, durch Fressen toter, tollwütiger Tiere
Symptome:
Verhaltensänderungen, starke Erregung, Speicheln, Lähmungen
Diagnose:
Erregernachweis am toten Tier im Gehirn, ein sicherer Ausschluss ist am lebenden Tier nicht möglich, bei Tollwutverdacht ist der Amtstierarzt zu verständigen. Der Amtstierarzt entscheidet über Tötungs- oder Quarantänemaßnahmen
Therapie:
nicht möglich, Therapieversuche sind gesetzlich verboten
Impfempfehlung:
Impfung gesetzlich vorgeschrieben bei Grenzüberschreitung, Impfung empfohlen für alle Hunde
Bei der Tollwutimpfung ist entsprechend den Herstellerangaben eine einmalige Impfung ab einem Alter von 12 Wochen zur Grundimmunisierung meist ausreichend. Wird ein Tollwutantikörpertiter für Auslandsreisen benötigt, kann eine zweite Tollwutimpfung vor der Titerbestimmung sinnvoll sein, da bei einer Erstimpfung die Titer sonst gelegentlich nicht ausreichen. Die erste Auffrischung empfehlen wir nach einem Jahr und weitere Auffrischungen im Turnus von drei Jahren. Es muss ein Impfstoff mit einer Zulassung für 3 Jahre verwendet werden.
Borreliose
Erreger:
Borrelia burgdorferi sensu lato, verschiedene Spezies: Borrelia burgdorferi sensu strictu, Borellia afzelii, Borellia garinii und andere
Übertragung:
vor allem durch die Zecke Ixodes ricinus
Symptome:
Mattigkeit, Appetitlosigkeit, Fieber, Lahmheit an wechselnden Gliedmaßen, schmerzhafte Schwellungen an Gelenken, Abmagerung, Erbrechen
Diagnose:
Nachweis von Antikörpern im Blut, möglich 4 Wochen nach Infektion; Erregernachweis in Hautproben oder in Bioptaten aus betroffenen Gelenken, in der Zecke
Therapie: Antibiose, schmerzlindernde Entzündungshemmer
Prophylaxe: zeckenabwehrende Mittel als Spot-on oder Halsband, tägliches Absuchen des Hundes auf Zecken
Impfempfehlung:
Eine Prophylaxe mit zeckenabwehrenden Mitteln ist der wichtigere Schritt zum Schutz gegen alle Borrelien-Spezies, aber auch zum Schutz gegen andere durch Zecken übertragbare Erkrankungen wie FSME, Anaplasmose und Babesiose.
Eine Impfung zusätzlich zu zeckenabwehrenden Mitteln kann erwogen werden bei Hunden , die in Regionen mit großem Zeckenaufkommen leben und die trotz zeckenabwehrender Mittel häufig Zecken aufweisen. Der Impfstoff sollte gegen Borrelia burgdorferi sensu strictu, Borellia afzelii und Borellia garinii schützen.
Impfschema:
Grundimmunisierung:
1. Impfung ab einem Alter von 12 Wochen
2. Impfung nach 3 Wochen
3. Impfung im Herbst des 1. Impfjahres
Auffrischung: jährlich im Frühjahr
Tetanus
Erreger:
Clostridium tetani
Übertragung:
Infektion durch Kontamination von Wunden mit Erde
Symptome:
Steifheit, gestelzter Gang, Sägebockstellung im Stehen, Krämpfe, Stirnfaltenbildung
Diagnose:
Nachweis von Antikörpern gegen das Tetanus-Toxin im Blut (nur bei ungeimpften Hunden möglich)
Therapie:
Tetanus-Serum, Antibiose, Sedativa
Impfempfehlung:
aufgrund der relativen Unempfindlichkeit der Hunde gegen das Tetanustoxin und der daraus resultierenden Seltenheit der Erkrankung wird die Impfung nicht empfohlen
Canine Herpesvirusinfektion
Erreger:
Canines Herpesvirus-1
Übertragung:
im Mutterleib, während der Geburt, in der ersten Lebenswoche von der Mutter
Symptome:
Aborte, Welpensterben: keine Futteraufnahme, Apathie, Nasenausfluss, Durchfall; Fruchtbarkeitsstörungen bei der Hündin
Diagnose:
Erregernachweis in Abstrichen oder in Geweben toter Welpen
Therapie:
nicht möglich
Prophylaxe:
Gewährleistung einer Temperatur von 38°C in der Wurfbox
Impfempfehlung:
Impfung in Zuchten mit durch Erregernachweis diagnostiziertem Welpensterben
Impfschema:
Grundimmunisierung:
1. Impfung während der Läufigkeit oder 7 – 10 Tage nach dem Deckakt
2. Impfung ein bis zwei Wochen vor dem erwarteten Geburtstermin
3. Impfung im Herbst des 1. Impfjahres
Auffrischung: jährlich im Frühjahr
Babesiose
Verbreitung:
gesamter Mittelmeerraum, Südeuropa, zunehmend auch Deutschland, Belgien, Niederlande, Frankreich, Osteuropa
Erreger:
Babesia canis canis, Babesia canis vogeli, Babesia canis rossi, Babesia gibsoni, Einzeller
Übertragung:
durch Biss von Zecken der Gattung Dermacentor und Ripicephalus
Inkubationszeit:
Symptome 3 Tage bis 4 Wochen nach dem Zeckenbiss
Symptome:
hohes Fieber, Inappetenz, Apathie, Gewichtsverlust, Blässe, gelbe Schleimhäute, dunkler Harn
Diagnose:
Erreger- oder Antikörpernachweis im Blut, ca. 10 Tage nach der Ansteckung möglich
Therapie:
babesienabtötendes Medikament (Imidocarb u.a.), Infusion, Bluttransfusion
Prophylaxe:
zeckenabwehrende Mittel, als Halsband oder Spot-on, Imidocarb, Hunde mindestens täglich nach Zecken absuchen, da die Übertragung frühestens nach 24 Stunden stattfindet
Impfempfehlung:
für Hunde, die sich in Deutschland aufhalten, wird die Impfung aufgrund des noch seltenen Vorkommens der Erkrankung bislang nicht empfohlen, bei längeren Aufenthalten in süd- und osteuropäischen Ländern kann eine Impfung sinnvoll sein
Impfschema:
Grundimmunisierung:
Impfung möglich ab einem Alter von 6 Monaten
2 Impfungen im Alter von 3-6 Wochen
Auffrischung: alle 6 Monate
Leishmaniose
Verbreitung:
im gesamten Mittelmeerraum, vorwiegend in den küstennahen Gebieten und auf den großen Inseln: Portugal, Spanien, Südfrankreich, Italien, Kroatien, Griechenland, Türkei, Nordafrika, Asien
Erreger:
Leishmania infantum, ein Einzeller
empfängliche Tierarten:
Hund, sehr selten Katze
Übertragung:
durch Stich von dämmerungs- und nachtaktiven Sandmücken der Gattung Phlebobotomus oder Lutzomyia, im Mutterleib auf die Welpen
Inkubationszeit:
Auftreten von Symptomen erst nach Monaten bis Jahren
Symptome:
reduzierte Belastbarkeit, Fieberschübe, Gewichtsverlust, kahler,schuppiger Nasenrücken, kahle, schuppige Ohrränder, Haarausfall um die Augen, Krallenbettentzündungen, vermehrtes Krallenwachstum
Diagnose:
Antikörpernachweis im Blut, erst Wochen bis Monate nach Infektion möglich; Erregernachweis in Hautbiopsien, Lymphknoten- oder Knochenmarkspunktaten
Therapie:
erregerabtötende Medikamente (Megluminantimonat, Miltefosin, Allopurinol), Infusion, Bluttransfusion
Prophylaxe:
mückenabwehrende Mittel, als Halsband oder Spot-on, Aufenthalte im Freien nur auf den Tag begrenzen (1 Stunde nach Sonnenaufgang bis 1 Stunde vor Sonnenuntergang), Aufenthaltsräume durch engmaschige Insektengitter (< 1 mm) schützen
Impfempfehlung:
Eine Infektion geimpfter Hunde wird verringert aber nicht sicher verhindert. Der Impfstoffhersteller empfiehlt die Impfung bei Reisen in den Mittelmeerraum. Mit der Immunisierung muss mindestens 10 Wochen vor Reiseantritt begonnen werden.
Impfschema:
Grundimmunisierung:
1. Impfung ab einem Alter von 6 Monaten
2. Impfung nach 3 Wochen
3. Impfung nach weiteren 3 Wochen
Impfschutz nach weiteren 4 Wochen
Auffrischung: jährlich
Mindestabstand zu anderen Impfungen: 2 Wochen
Impfschema bei Hunden
Grundimmunisierung im ersten Lebensjahr
- Immunisierung vor dem Alter von 6 Wochen beim Züchter gegen
Staupe – Hepatitis contagiosa canis – Parvovirose – Zwingerhusten
individuell nach Infektionsrisiko - 1. Immunisierung im Alter von 8 Wochen gegen
Staupe – Hepatitis contagiosa canis – Parvovirose (- Zwingerhusten) – Leptospirose
Eine Impfung gegen Staupe, Hepatitis contagiosa canis, Parvovirose und Leptospirose sollten alle Hunde erhalten. Bei der Impfung gegen Zwingerhusten kann eine Risikoabwägung erfolgen, Zwingerhusten muss nicht aufgefrischt werden. - 2. Immunisierung im Alter von 12 Wochen gegen
Staupe – Hepatitis contagiosa canis – Parvovirose – Leptospirose – Tollwut
Staupe, Hepatitis contagiosa canis, Parvovirose und Leptospirose müssen aufgefrischt werden. Tollwut darf erst ab einem Alter von 3 Monaten geimpft werden. - 3. Immunisierung im Alter von 16 Wochen gegen
Staupe – Hepatitis contagiosa canis – Parvovirose – Leptospirose (- Tollwut)
Die dritte Immunisierung gegen Staupe, Hepatitis contagiosa canis, Parvovirose und Leptospirose verkleinert die „immunologische Lücke“.
Eine zweite Tollwutimpfung ist sinnvoll wenn für Auslandsreisen eine Tollwutantikörpertiterbestimmung benötigt wird.
Grundimmunisierung bei Hunden im ersten Lebensjahr (Zusammenfassung)
8 Lebenswochen | Staupe | H.c.c. | Parvo | (Husten) | Lepto | |
12 Lebenswochen | Staupe | H.c.c. | Parvo | Lepto | Tollwut | |
16 Lebenswochen | Staupe | H.c.c. | Parvo | Lepto | (Tollwut) |
Auffrischungen in den folgenden Lebensjahren
- 1. Auffrischung ein Jahr nach Abschluss der Grundimmunisierung gegen
Staupe – Hepatitis contagiosa canis – Parvovirose (- Zwingerhusten) – Leptospirose – Tollwut
Bei der Tollwut geben Impfstoffhersteller eine Wirksamkeit des Impfschutzes für bis zu 3 Jahre an, die Impfkommission vet empfiehlt jedoch eine Auffrischung nach einem Jahr. - 2. Auffrischung zwei Jahre nach Abschluss der Grundimmunisierung gegen
(Zwingerhusten –) Leptospirose
Zwingerhusten und Leptospirose müssen jährlich aufgefrischt werden,
Staupe, Hepatitis contagiosa canis, Parvovirose und Tollwut nach der Erstauffrischung nur noch alle 3 Jahre. - 3. Auffrischung drei Jahre nach Abschluss der Grundimmunisierung gegen
(Zwingerhusten –) Leptospirose - 4. Auffrischung vier Jahre nach Abschluss der Grundimmunisierung gegen
Staupe – Hepatitis contagiosa canis – Parvovirose (– Zwingerhusten) – Leptospirose – Tollwut
Auffrischungsimpfungen bei Hunden in den folgenden Lebensjahren (Zusammenfassung)
nach 1 Jahr | Staupe | H.c.c. | Parvo | (Husten) | Lepto | Tollwut |
nach 2 Jahren | (Husten) | Lepto | ||||
nach 3 Jahren | (Husten) | Lepto | ||||
nach 4 Jahren | Staupe | H.c.c. | Parvo | (Husten) | Lepto | Tollwut |
nach 5 Jahren | (Husten) | Lepto | ||||
nach 6 Jahren | (Husten) | Lepto | ||||
nach 7 Jahren | Staupe | H.c.c. | Parvo | (Husten) | Lepto | Tollwut |